Zwei Sonaten nach Beethoven

Nr. 1 'Pastorale" in D-dur und Nr. 2 'Toccante' in D-moll: Zwei Sonaten im Stil von Ludwig van Beethoven für klassische Gitarre.

1. Sonate für Gitarre, 'Pastorale'

Die Grundstimmung der großen D-Dur-Sonate ist – wie der Titel „Pastorale“ schon vermuten lässt – heiter und ländlich. Sie hat einen klassischen, 4-sätzigen Aufbau, der an die gleichnamige Klaviersonate von Beethoven angelehnt ist. Die gesamte Sonate, vornehmlich aber der 1. und 3. Satz, hat einen dialektischen Charakter: Der heiteren, ausgewogenen aber fast strengen Idylle am Anfang des Kopfsatzes wird mit dem 2. Thema – „Meno, rubato dalla saudade“ – ein starker Gefühlsausbruch, der an leidenschaftlichen, südländischen Tanz erinnert, entgegengestellt. Der motivische Gegensatz ist zugleich ein Gegensatz zweier Epochen und Stile: der klassischen europäischen Kunstmusik mit ihrem fein austarierten, kontrollierten Musizieren und der expressiven, temperamentvollen Emotionalität Spaniens als das bis heute wohl bekannteste und bedeutendste Land der Gitarrenmusik. Im 3. Satz ist dieser Gegensatz in den beiden Teilen Scherzo und Trio verwirklicht: das Scherzo ein heiterer, reigenhafter Rundtanz in der Grundtonart D-Dur, das Trio in der Mollparallele verdunkelt vorübergehend die Stimmung mit einer gleichförmigen, 7-taktigen Melodie.

Diese Gegensätze bestimmen auch den 2. und 4. Satz der Sonate, allerdings auf subtilere und mehr im Kontext verschmolzene Art. Der 2., langsame Satz steht in d-Moll und beginnt mit einer schlichten, innigen Melodielinie, die durch synkopische Akzente unterbrochen und kadenzierend gelenkt wird. Der anfänglich zarte Charakter wird in A-und D-Dur in 16-tel Terzen und triolischen Akkordklängen auf fast volkstümliche Art und Weise weitergeführt. Erst die Wiederholung der Formteile bringt die Moll-Melodie in einer durch triolische Sechzehntelfiguration, Verzierungen und zusätzliche harmonische Farben und Ausweichungen intensiveren und leidenschaftlicheren Form. Der 4. Satz, ein Rondo, verwandelt in seinem 2. Thema den leidenschaftlichen Ton in einen pathetischen, fast heroischen Gestus, der mit seinem dritten Anheben den Satz und die Sonate zu einem stolzen Ende führt.

2. Sonate für Gitarre, 'Toccante'

Die 2. Sonate in D-Moll "Toccante" (ital. für ergreifend, rührend) hat einen tieferen, emotionaleren Gehalt und eine auf drei Sätze verkürzte Form. Sie ist der populären und oft als düster und dämonisch beschriebenen "Sturm"-Sonate von Beethoven nachempfunden.

Wie in Beethovens "Sturm"-Sonate ist im 1. Satz dem ersten Thema eine Einleitung vorangestellt. Diese Einleitung erinnert durch den Wechsel von Akkordakzenten und Skalen an die durch den Titel der Sonate phonetisch implizierte musikalische Form der "Toccata". Das 1. Thema, mit drängenden Achteltriolen begleitet, ist ungestüm und entwickelt sich zu einem emotional aufgeladenem Dialog, der beruhigend und beruhigt im 2. Thema mündet. Spätestens dieses 2. Thema hat – übrigens auch bei Beethoven – einen durchaus spanischen Charakter. Für das endgültige Erreichen der Dominante A ist ein Zitat aus dem bekannten "Capricho árabe" (1892) von Francisco Tárrega – Gitarrist, Komponist und wichtiger Wegbereiter der spanischen Gitarrenschule (1852-1909) – verwendet. Der Exposition folgt eine Durchführung, die die toccata-hafte Einleitung sanft nach D-Dur wendet und nach einem Moment des Innehaltens und typisch gitarristischen Klangeffekten wieder in die etwas verhaltene und rasch nach A-Moll verschobene Reprise führt. Der weitere Verlauf entspricht der Exposition, eine Wiederholung der Einleitung in D-Moll als Coda und eine weitere Reminiszenz an Tárrega (Flageolett-Akkord auf den unteren 3 Saiten) beenden den 1. Satz.

Der 2. Satz "Largo di molto" steht in B-Dur, eine für die klassische Gitarre eher ungewöhnliche Tonart. Wenige Klänge bzw. Töne können mit leeren Saiten gespielt werden, was in einem sehr weichen, intimen Klangbild resultiert. Der Satz besteht aus zwei unterschiedlichen, in sehr klassischer Manier gesetzten Melodieteilen, die sich abwechseln und durch einen Übergangsteil verbunden sind. Die wiederkehrenden Melodieteile werden im Verlauf des Stückes miteinander verwoben und verdichtet. Durch Modulation und Oktavierung der Melodie auf die Basssaiten der Gitarre werden ungewohnte Harmonien und eindringlich sonore, dem Cello ähnliche Klangräume erreicht.

Der 3. Satz "Allegretto" – übrigens im direkten Anschluß an die Fertigstellung der 1. Sonate als erstes komponiert – ist ein Rondo, dessen Gedanke sehr ähnlich zum 3. Satz der "Sturm"-Sonate Beethovens ist: Ein einfaches, in eine rasche Achtelbewegung eingebundenes Motiv – hier eine aufsteigende Dreiklangsfigur mit anschließender kadenzierender Phrase – bestimmt als Rondothema das Stück. Allerdings wird der vorhersehbare, leichte musikalische Fluß durch einen vehementen Unisono-Einwurf in Doppeloktaven unterbrochen und geht in ein melodisches Thema über. Im Verlauf des Stücks kehren diese drei Bestandteile – Rondothema, Oktaveneinwürfe und Melodie – immer wieder und werden in fließenden, träumerischen Passagen, die durch Einwürfe der Doppeloktaven unterbrochen sind, verarbeitet.

  • Produkt Notenheft Format A4
  • Komposition Florian Malecki
  • Label dégagée, Dachau

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